Am 16.11.2018 ist es wieder so weit. Es findet der bundesweite Vorlesetag der Stiftung Lesen zum Thema „Natur und Umwelt“ statt. Als jahrelange ehrenamtliche Lesepatin liegt mir das Thema Vorlesen sehr am Herzen. Alle meine Kitas, die ich im Bundesprogramm „Sprachkitas“ als Fachberaterin begleite, nehmen am jährlichen Vorlesetag teil. Solche Tage sind wunderbar dazu geeignet, das Vorlesen in die Öffentlichkeit zu bringen. Doch ganz ehrlich? Ein Tag reicht bei Weitem nicht aus!
Ich bin dafür, das Vorlesen zu feiern! Immer und immer wieder und dann wieder von vorn!
Als ich als junge Studentin in einer Stadtbibliothek zweijährigen Kindern vorlas, verspürte ich zum ersten Mal diesen besonderen Zauber, der in der Luft lag, als die Kinder an meinen Lippen hingen und tief in die Geschichte eintauchten. Und ich schmunzle heute noch, wenn ich die Kleinen vor mir sehe, wie wir nach dem Buch gemeinsam am „Rübchen“ zogen – genau wie in dem russischen Märchen. Jedes Mal, wenn ich Kindergartenkindern und später meinen eigenen Kindern von „Elmar dem Elefanten“ oder aus einem Taschenlampenbuch vorlas, konnte ich beobachten, wie die Augen leuchteten. Es gibt viele gute Gründe, Kindern regelmäßig vorzulesen: die Fantasie, die beflügelt wird, das Zuhören, das geschult wird, der Wortschatz, der erweitert wird usw. Vor allem aber habe ich die Chance, eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen mir und den Kindern zu schaffen. Wer sich einlässt auf den Zauber des Buches, lernt dabei, sich emotional zu öffnen und Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir wieder mehr Menschen brauchen, die genau das können. Also lasst uns das Vorlesen feiern!
Wie das geht? Ganz einfach. Lasst Euch inspirieren und bezieht die Kinder, das Team, die Eltern und Menschen im Umfeld der Kita mit ein. Damit ALLE Kinder die Chance auf das Glänzen in den Augen haben!
15 erfrischende Ideen für den Vorlesetag und darüber hinaus:
1. Legt in den Eingangsbereich zur Adventszeit ein weihnachtliches Buch mit mehreren Kapiteln und ansprechenden Bildern in eine Vitrine. An jedem Tag wird einmal umgeblättert, so dass an jedem Tag nur zwei Seiten zu sehen sind. So bleibt es spannend und die Geschichte verkürzt die Zeit bis Weihnachten.
2. Kopiert die Seiten des Buches, das ihr vorlest, und bittet die Kinder danach, die Seiten an einer Wäscheleine in die richtige Reihenfolge zu bringen. Was können Euch die Kinder zur Geschichte erzählen? Was entdecken Sie neu auf den Bildern? Wie könnte die Geschichte weiter gehen.
3. Tauscht doch einmal mit einer anderen Kindergartengruppe und dem Kollegen den Raum für eine Stunde. Wie liest es sich dort in der Leseecke und welche Bücher finden sich dort?
4. Habt ihr Kinder schon einmal zu ihrem Lieblingsbuch interviewt? Fragt sie doch mal, welches ihr liebstes Buch sei und warum, welche Figur sie selbst gern wären, wo sie am liebsten Bücher anschauen usw. Das Kinderinterview findet sicher im Portfolio einen angemessenen Platz.
5. Viele Bibliotheken leihen Medienkisten oder Bücherrucksäcke mit liebevoll zusammen gestelltem Material aus. Oftmals ist das Thema frei wählbar. In den meisten Bibliotheken gibt es mindestens einen Verantwortlichen, der sich auf Kitas und Schulen spezialisiert hat und kostenfreie Buchlesungen und Mitmachaktionen veranstaltet. Einfach mal anfragen!
6. Kennt ihr die Themen und Bedürfnisse eurer Kinder? Schaut genau hin und hört gut zu, was sie euch erzählen. Es gibt viele Bücher, die neue Situationen wie ein neues Geschwisterchen und schwierige Themen wie Krankheiten, Trennung, Tod usw. sehr gut aufbereiten und den Umgang damit erleichtern. Diese Bücher sollten in keiner Kita fehlen, auch wenn viele Fachkräfte diese Themen scheuen!
7. Veranstaltet einen Oma-Opa-und-andere-Verwandte-Tag in der Kita, bei dem aus den Büchern vorgelesen wird, die heute immer noch so beliebt sind wie damals. Da glänzen dann nicht nur die Augen der Kinder!
8. Kennt ihr das Kamishibai? Das Erzähltheater mit dem besonderen Namen ist aus Holz und aufklappbar. Die Geschichtenkarten werden hinten eingesteckt und laden dazu ein, sich darüber auszutauschen. Viele Bibliotheken bieten mittlerweile Kartensets an. Vielleicht malt ihr gemeinsam mit den Kindern auch eigene Karten?
9. Habt ihr feste Lesepaten in eurer Kita, die regelmäßig in Eure Einrichtung kommen? Es muss gar nicht immer wöchentlich sein und auch nicht ewig lang. Vielleicht gibt es Eltern in Elternzeit mit dem größeren Kind in der Kita und einem Baby im Tragetuch, die nach dem Abholen eine halbe Stunde lang vorlesen? Oder eine Kollegin in Ruhestand? Einen Lehramtsstudenten? Vielleicht liest auch der Bürgermeister aus seinem Lieblingsbuch oder der Feuerwehrmann aus „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“.
10. Wie wäre es mit einem ganzen Lesesommer? Alles, was ihr benötigt, sind ein großes Zelt für draußen, ein paar Kissen und Decken und ein Korb voller Bücher. Wenn der Gong ertönt, liest eine Erzieher/in, die Lesepatin oder ein Elternteil ein Buch vor. Anschließend darf noch im Bücherkorb gestöbert werden. Passend dazu gibt es ein Picknick im Grünen wie die Tiere im Buch, ein Schattentheater, ein Kasperletheater oder es wird ein Daumenkino gebastelt.
11. Habt ihr Euch schonmal zum Bilderbuchkino eingeladen? Für Kinder ab 3 Jahren ist es ein Highlight, das Buch großflächig auf einer Leinwand zu sehen.
12. Wie heißt eigentlich dein Lieblingsbuch? Und das liebste Buch deiner Kollegen? Jede Kollegin bekommt einen hübschen Zettel, auf den sie ihren Namen, ihr Lieblingsbuch ist und den Grund dafür schreibt. Wenn alle Zettel an der Wand hängen, entsteht oft ein reger Austausch und die Eltern erfahren etwas sehr Persönliches.
13. Vielleicht nutzt ihr beim Elternabend den Einstieg als Türöffner für den Austausch über die liebsten Bilderbücher. Dann könnten die Eltern ihre Zettel gleich mit an die Wand hängen. Und vielleicht hat jemand demnächst Lust, der Gruppe aus genau dem Lieblingsbuch vorzulesen?
14. Kennt ihr Geschichtensäckchen? Ergänzend zur Geschichte oder auch ganz ohne können kleine Säckchen mit Tieren und anderen Gegenständen befüllt werden, die dann nach und nach aus dem Säckchen wandern oder von den Kindern im Verlauf der Geschichte bewegt werden.
15. Zeigt immer wieder, wie wichtig Euch das Vorlesen in der Kita ist. Stellt die momentanen Lieblingsbücher der Kinder aus (Eltern sind gerade in der Vorweihnachtszeit dankbar für einen Geschenketipp), bastelt mit den Kindern Lesezeichen z.B. in Herzform als Leseecken und veranstaltet thematische Elternabende zu dem Thema.
3 Comments
Lieben Dank für die 15 Tipps!
Vorlesen ist in meiner Kitagruppe ein wichtiges tägliches Ritual .Auch wir feiern man Freitag den Vorlesetag und haben eine Gästin eingeladen .
Eine Logopädin ,mit der wir zusammenarbeiten wird gemeinsam mit uns vorlesen .
Die 15 Tipps werde ich gleich in unser neues Projekt „Märchen“mit einfließen lassen .
Ein Erzählsäckchen ist nämlich vorhanden ??,Märchen nacherzählen ist geplant ,ich werde die Buchseiten /Bilder kopieren ach wie schön ,ich mag es einfache Praxistipps auf unkompliziertem Weg zu erhalten.
Danke dafür !
Alles Liebe !Katja
Danke für die tollen Ideen!
Einen Vorlesetag haben wir auch schon einmal gemacht, das war so schön!
Wird mal wieder Zeit dafür.
Ich werde mal in der Bibliothek nach neuen Karten fürs Kamishibai fragen, danke für den Tipp!
Liebe Grüße
Ina
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